ALICANTE BOUSCHET

Die oft kurz als Alicante bezeichnete Rebsorte ist die in Frankreich meistangebaute rotfleischige Teinturier-Traube. Obwohl ihre Verbreitung Ende des 20. Jh. zurückging, stand sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit 8.800 ha v.a. im Languedoc-Roussillon (insbesondere in den Departements Hérault und Gard) sowie in der Provence und in einigen wenigen Weinbergen sogar in der Region Cognac unter den dunklen Rebsorten noch immer an zwölfter Stelle. Sie wurde zwischen 1865 und 1885 von Henri Bouschet durch Kreuzung der von seinem Vater gezüchteten Petit Bouschet mit der populären Grenache, die damals auch Alicante genannt wurde, gezüchtet und war sofort erfolgreich.

Dank des tiefroten Fruchtfleischs war der Wein dieser Traube etwa 15-mal so dunkel wie der, den die ertragreiche und sich rasch verbreitende Sorte Aramon lieferte. Die Rebe mit deutlichen violetten Flecken auf den Blättern ist ebenfalls recht erragreich und erbringt auf fruchtbarem Boden ohne weiteres über 200 hl/ha Wein mit 12 % Alkohol, jedoch ohne viel Charakter. Darüber hinaus spielte Alicante Bouschet Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. eine bedeutende Rolle in der Züchtung zahlreicher weiterer, fast immer durch Kreuzung mit Nicht-Vinifera-Arten entstandener Teinturier-Reben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam ihr der Status als einzige Vinifera-Sorte zugute, aufgrund dessen sie von den französischen Behörden offiziell anerkannt wird.

Außerhalb Frankreichs wird sie wohl in Spanien am meisten angebaut, wo sie auch den Namen Garnacha tintorera führt und 1990 über eine Rebfläche von mehr als 16 000 ha verfügte; am stärksten verbreitet ist sie in Almansa. Die Sorte wird ferner, oft neben Grand Noir de la Calmette, im trockenen Klima des Alentejo in Südportugal angebaut, wo sortenreine Weine keine Seltenheit sind, sowie auf Korsika, in der Toskana, in Kalabrien, im ehemaligen Jugoslawien, in Israel und in Nordafrika und in Kalifornien, v.a. im heißen Central Valley.