Anselmo Mendes
In Deutschland noch nicht so bekannt, gilt der charismatische Anselmo Mendes in Portugal zu den renommiertesten Winzern des Landes. Mit seinen frischen Vinho Verde Weinen erzielt er immer wieder Bestnoten bei seinen Kritikern und Anhängerschaft und kann definitiv als Benchmark für Spitzen-Weine herangezogen werden. Anselmo Mendes ist es auch zu verdanken, dass der oft als „zu einfache“ Vinho Verde international an Ansehen und Beliebtheit zulegen konnte. Sein einzigartiger Weinstil transportiert mühelos die Frische, Fröhlichkeit und süffige Trinkbarkeit mit einer gnadenlosen Authentizität der Minho Weinbauregion in Portugal.
Diese fruchtbare Region, die optisch weitestgehend von alten Steinterrassen geprägt wird, ist die Heimat des Vinho Verde Weins, der bei uns Nordeuropäern eher als dezenter und leicht moussierender Sommerwein – meist mit etwas Restsüße – bekannt und in fast jeder Tankstelle zu kaufen ist. Allerdings hat sich das Bild in Portugal bereits vor langer Zeit geändert, denn der Vinho Verde kann heute auch ein Weisswein sein, der trocken, extraktreich, herrlich duftend komplex und sogar voluminös ist. Den Grundstein hierzu haben portugiesische Weinbau-Pioniere gelegt. Einer von ihnen war der damals noch junge Anselmo Mendes. Für ihn stand schon früh fest, das die Rebsorte Alvarinho den Wein aus der grünen Region revolutionieren würde. Voller Leidenschaft, Hingabe und Glaube erforschte und studierte er das Potential dieser Rebsorte. Er ließ sich nicht beirren und nutze die Möglichkeiten der Rebsorte besser aus als jeder andere Winzer der Region. Heute sind seine Weine die spannendsten zwischen Minho und der Algarve. Auch international haben sich seine Weine etabliert. Auf den besten Weinkarten der Welt findet man sie wieder.
Mr. Alvarinho
Bereits als kleiner Junge verbrachte der aus einer Weinbaufamilie stammende Anselmo Mnedes enorm viel Zeit zwischen den Weinreben. Unmittelbar nach seinem Studium der Agrarwissenschaften und Önologie, widmete er sich auch professionell dem An- und Ausbau der Alvarinho Weinen. Gezielt und unermüdlich tüftelte Anselmo daran, die ganz individuellen Charakterzüge der Alvarinho Traube hervorzuheben. Nach jahrelanger Arbeit konnte er dann endlich 1998 seinen ersten Wein lancieren, den Muro de Melgaço. Mittlerweile waren auch andere Weingüter von seinem Wissen und Leidenschaft gefesselt worden. So kam es, dass der junge Anselmo Mendes seine ersten Berateraufträge als Flying Winemaker bekam. Noch heute hält diese Tätigkeit an. Sowohl in Portugal, als auch in Brasilien. Bei einem Glas Wein verriet und Anselmo: „bei meiner ersten Reise nach Brasilien, entdeckte ich tatsächlich einen alten Weinberg, der mit der Alvarinho Rebsorte bepflanzt war. Aufgrund der klimatischen Bedingungen, hätte ich eher andere Rebsorten aus meiner Heimat vermutet wie z.B. Touriga franca oder Touriga nacional. Aber nein, es war meine geliebte Weisswein Rebsorte Alvarinho, welche ich auf der anderen Seite des Atlantiks vorfand. Mit diesen Reben produzierte ich damals meinen ersten reinsortigen Alvarinho Wein aus Brasilien.
Ähnlich wie im Burgund ist Anslemo Mendes total auf das Terroir fokussiert. Als Pionier ist er heute so tief mit seiner Heimat verwurzelt, dass er jede noch so kleinste Parzelle kennt – und zwar inklusive ihrer ganz individuellen Eigenschaften. Jeder Traube und jede Parzelle wird erst auf ihrem Höhepunkt der optimalen Reife gelesen und selbstverständlich auch separat vinfiziert. Nur so können die wesentlichen Elemente und Facetten der einzelnen Weinberge herausgearbeitet werde. Das ist purer Luxus für einen Weinmacher. Nur so lässt sich die Qualität entwickeln, wenn je nach Lesegut entschieden werden kann, ob die Fermentation in Stahltanks oder Holzfässern erfolgen soll.
Heute bewirtschaft Anselmo Mendes seine eigene Weinberge. Aber auch gepachtete und von ihm bewirtschaftete Lagen fließen mit in die Produktion ein, nebst Trauben aus dem Zukauf. Für die Zukunft sieht sich der umtriebige Winzer bestens gewappnet. Seine bestockten Weinberge kommen heute auf eine stolze Größe von 25 ha. Ein Ende der Planungen und Investitionen ist aber trotzdem noch nicht in Sicht. Zu sehr ist Anselmo Mendes von der idealen Landschaft für den Weinbau der Gebiete um Monção und Melgaço überzeugt. Unermüdlich werden alte Weinbergsterrassen wieder instand gesetzt und für den Weinbau vorbereitet. Nährstoffarme Granitböden mit aufgelagerten humusreicher Erde werden dabei eine tragende Rolle spielen, wenn hier zukünftig Top-Weine aus der Alvarinho Rebsorte wachsen. Anselmo Mendes betont immer wieder, dass er sich bezüglich des Weinanbaus und Kellertechnik nicht festfahren will. Nachhaltigkeit im Weinberg, schonende Bewirtschaftung, Handlese und sanftes Pressen sind für ihn essentiell. Er kombiniert traditionelle Methoden mit modernster Technik bei der Weinbereitung und versucht mit unterschiedlichen Temperaturen und Fässern, das Beste für seine Weine herauszuholen.
Aber was macht seine Weine so besonders? Die Antwort liegt im unglaublichen Mikroklima der Region. Unweit dem verschlafenen Ort Melgaço und dem angrenzenden Monção befinden sich die idealsten Terroirs um frische, unwiderstehliche und leckere Weine mit genialem Trinkfluss zu erzeugen. DIe Weinbauregion DOC Vinho Verde ähnelt in seiner Toppgraphie einem nach westlicher Richtung hin geöffneten Amphitheater. Regenreiche Winde prallen hier auf die Landflächen und bringen jährlich ca. 1.200 mm Regen mit (im Vergleich: im Rheingau sind es ca. 500 mm Regen). Dieses Naturspektakel sorgt somit für die unschlagbare Frische der Vinho Verde Weine. Die Granit- und Kalksteinböden sind vornehmlich für die kräftige Mineralität verantwortlich. Von Bergen geschützt und etwas weiter landeinwärts liegen dann die Weinberge von Melgaço und Monção. Dieses Bollwerk an Bergen mildert die Regenwinde und lässt insgesamt mit seinem speziellen Mikroklima höhere Reifegrade zu. Eine geniale Fügung der Natur, die Anselmo Mendes zu seinen Gunsten ausnutzt, um hervorragende Top-Weine zu erzeugen. Das Wissen um das perfekte Zusammenspiel von Rebsorte und Herkunft hat dazu geführt, das Anselmo Mendes heute neben der Alvarinho Rebsorte im Minho Gebiet, heute noch die Loureiro Traube im Lima-Tal und die Avesso Rebsorte in der Unterregion Baião am Ufer des Douro anbaut. Loureiro verleiht den Weinen eine unnachahmliche und starke Aromatik. Avesso liefert Säure und mineralischen Charakter. Alvarinho ist verantwortlich für Körper, Dichte und Rückgrad. Bei uns in Deutschland assoziiert man mit Vinho Verde Weinen meist einen spritzigen, frischen Weisswein mit niedrigem Alkoholgehalt. Anselmo Mendes versucht seinen eigenen Weg zu gehen, indem seine Weine mehr bieten als andere Weissweine. Terroirbetonte und langlebige Weine, die vor jungfräulicher Trinkfreude nur so protzen. Genau wie er, sind wir uns sicher, dass diese Weinbauregion in Portugal international eines Tages zu den besten gehören wird.
Zu guter Letzt: Anselmo Mendes Weine haben alle gemeinsam, dass sie ausnahmslos trocken ausgebaut werden. Aufgrund der unterschiedlichen Weinberge werden folgende Linien erzeugt: Die Einstiegsweine werden unter den Namen „Pássaros“ vermarktet. Die „Muros Antigos“ Weine sind eher die Klassiker aus der Region. Die Sperrspitze bilden dann „Curtimenta“, „Expressões“, „Parcela Única“ und „Tempo“. Hierbei handelt es sich um Weissweine, welche zu 100 Prozent aus der Rebsorte Alvarinho hergestellt und meist in französischem Barriques ausgebaut werden.
ZUM WINZER