Weissburgunder
Über die Jahre hinweg wurde Weissburgunder Weine oft mit Chardonnay Weinen verwechselt, was zu unzureichenden historischen Aufzeichnungen über die Ausbreitung des Weißburgunders führte. Es ist jedoch bekannt, dass diese Rebsorte im Mittelalter von Zisterziensermönchen in die Region Rheingau eingeführt wurde und sich seither zu einer der gefragtesten Weißweinsorten Europas entwickelt hat. In Deutschland ist der Weißburgunder besonders in Regionen wie Baden, Rheinhessen und insbesondere in der traditionellen Riesling-Region Pfalz verbreitet.
Der Weißburgunder, auch bekannt als Pinot Blanc, ist Teil der Pinot-Traubenfamilie. Diese spezielle Varietät wurde erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Burgund als weiße Mutation des Pinot Gris identifiziert, welche wiederum als eine hellere Variante des Pinot Noir angesehen wurde. Seit ihrer Entdeckung in Burgund hat sich die Rebsorte in ganz Mitteleuropa etabliert. Der Weißburgunder ist bekannt für sein subtiles und nicht übermäßig dominantes Aroma, welches sich mehr wie eine Vielfalt von Düften präsentiert. Weine, die auf dem Weißburgunder basieren, sind zudem oft recht gehaltvoll, was in Regionen wie dem Burgund und Nordostitalien, wo die Traube als Pinot Bianco bekannt ist, zur Verwechslung mit dem Chardonnay geführt hat.
Im Schatten zum Star
Über eine beträchtliche Zeitspanne hinweg fristete der Weißburgunder ein Dasein am Rande der Beliebtheit. Übersehen und überstrahlt von seinem Verwandten, dem Grauburgunder, und dem renommierten deutschen Riesling, entwickelte er sich jedoch fast unbemerkt zur viertbeliebtesten weißen Rebsorte in Deutschland und hat seine Anbaufläche in den letzten drei Jahrzehnten verdreifacht. Historisch verbreiteten die Zisterzienser diese Mutation des Pinot Noir in den temperierten Klimaregionen Mitteleuropas, wobei sie lange Zeit mit dem Chardonnay verwechselt wurde, beispielsweise bis in die 1990er Jahre in Südtirol.
In Deutschland ist der Weißburgunder in allen Weinanbauregionen vertreten, wobei er insbesondere in wärmeren und nährstoffreichen Regionen wie Baden und der Pfalz auf kalkhaltigen Böden hervorragende Ergebnisse erzielt. Obwohl Chardonnay die Welt der burgundischen Weißweine beherrscht, hat auch der Weißburgunder seinen Platz, etwa in der Kategorie Bourgogne Blanc und einigen Weißweinen aus Mâcon, obgleich seine Präsenz im Burgund bescheiden ist. In der französischen Hochburg des Weißburgunders, dem Elsass, ist seine Anbaufläche geringer im Vergleich zu Rebsorten wie Riesling, Silvaner und Auxerrois.
In Bezug auf den Stil variiert der Weißburgunder erheblich. In Deutschland wird er höher geschätzt als in Frankreich, wobei die Palette der aus dieser Rebsorte hergestellten Weine reich und vollmundig in Regionen wie Baden und der Pfalz ist, während sie in Gebieten wie Nahe und Mosel-Saar-Ruwer eher zarte und mineralische Töne aufweist. In Italien ist er als Pinot Bianco bekannt und wird vornehmlich für trockene Weißweine verwendet, während er in Österreich unter dem Namen Weißburgunder Spitzenpositionen, insbesondere in Bezug auf die Mostgewichte, erreicht. Typischerweise zeichnet sich der sortenreine Weißburgunder durch ein dezentes Mandelaroma, eine mittlere bis hohe Alkoholkonzentration und eine gute Haltbarkeit aus.
Ein Alleskönner im Glas
Der scheinbar unscheinbare Begleiter entpuppt sich tatsächlich als Multitalent: Er reicht von einem lebendigen, apfelartigen Wein, der sich ideal für warme Sommerabende eignet, bis hin zu einem kraftvollen und tiefen Großen Gewächs, das sorgfältig im Holzfass gereift ist – der Weißburgunder bietet ein enormes Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten und überzeugt durchweg in verschiedenen Intensitätsstufen. Seine beeindruckendste Eigenschaft ist unbestreitbar seine anpassungsfähige Präsenz als kulinarischer Begleiter.
Der Weißburgunder zeichnet sich durch ein subtiles Aromenprofil aus, das sich nie aufdrängt, und bietet eine sanfte Fruchtigkeit mit Noten von Apfel, Birne und Zitrusfrüchten in jüngeren und leichteren Variationen, während reifere Weine nuancierte, nussige und würzige Töne entfalten. Eine markante, jedoch zurückhaltende Säure verleiht dem Wein eine charakteristische Leichtigkeit, die in anderen Sorten oft schwer zu finden ist.
In Sachen Speisenharmonie zeigt sich der Weißburgunder als wahrer Virtuose. Leichte Varianten ergänzen mediterrane Vorspeisen oder delikaten Süßwasserfisch auf erlesene Weise. Vollere Abfüllungen hingegen passen hervorragend zu kräftig gewürzten Pasta- und Gemüsegerichten. Ein ausgereifter und gehaltvoller Weißburgunder vermag es, helle Fleischgerichte, wie etwa einen Kalbsbraten, vorzüglich zu ergänzen, besonders wenn dieser mit Pilzen kombiniert wird.
Zwischen Tradition und Moderne
Existieren tatsächlich herausragende Weißburgunder? Diese Frage könnte man angesichts der bescheidenen Präsenz des Weißburgunders auf der Weinbühne stellen. Doch trotz seiner zurückhaltenden Natur gibt es in der Tat außergewöhnliche Weißburgunder. Ähnlich wie beim Chardonnay, werden exzellente Weißburgunder meist in Holzfässern gereift, wenn auch seltener in Barrique-Fässern. Stattdessen werden oft Tonneau- oder Doppelstück-Fässer verwendet, um die delikate Beschaffenheit dieses Weins zu bewahren.
Zudem durchlaufen sie oft einen biologischen Säureabbau, wobei harte Apfel- und Weinsäuren in die sanftere Milchsäure umgewandelt werden. Dieser Prozess führt zur Entstehung von Weinen, die eine kraftvolle burgundische Struktur und eine samtige Konsistenz mit der für deutsche Weine charakteristischen Frische kombinieren. Diese Weine bieten ein reichhaltiges Geschmackserlebnis zu einem angemessenen Preis.
Darüber hinaus scheint das Potenzial des Weißburgunders noch nicht vollständig ausgeschöpft zu sein. Im Kontext des anhaltenden Klimawandels dürfte diese Rebsorte, die von Natur aus zu moderaten Zuckergehalten neigt, zunehmend ins Rampenlicht rücken. Es bleibt spannend zu beobachten, welche neuen und aufregenden Entwicklungen der Weißburgunder noch hervorbringen wird.
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