PIERO SINI ÜBER:
Brunello di Montalcino 2018
Das kleine Brunello Weingut Pieve Santa Restituta wurde zu Beginn der 1970er gegründet. Aber erst als Angelo Gaja sich Mitte der 1990er in das Weingut als Teilhaber einkaufte, bekamen die Brunello Weine internationale Anerkennung. Heute ist Angelo Gaja alleiniger Inhaber des im Südwesten von Montalcino gelegenen Weingutes. Der Name Pieve Santa Restituta stammt von der gleichnamigen Kirche (17. Jahrhundert), die sich direkt auf dem Brunello Weingut befindet. Angelo Gaja scheute keine Mühe und Kosten um das Weingut an die Spitze der Montalcino Weinbetriebe zu bringen. Er erhöhte die Rebstockdichte im Weinberg und ließ den unterirdischen Weinkeller modernisieren. Heute produziert Angelo Gaja ein kleines aber feines Brunello Wein Portfolio. Der Stil es Hauses ist definitiv klassisch. Gekonnt werden hier in etwa 300 Meter Höhe selektionierte Sangiovese Klone (in Montalcino Sangiovese Grosso genannt) gehegt und gepflegt. Die Spitze bildet der Einzellagenwein Sugarille, gefolgt von den aus drei Weinbergen gewonnenen Rennina und dem Brunello di Montalcino.
Der Brunello di Montalcino von Angelo Gajas Weingut Pieve Santa Restituta in der Toskana ist ein archetypischer Brunello Wein. Herrliche rotbeerige, reife, volle und süße Düfte in der Nase. Sehr burgundisch, klar und transparent, mit frischen Pflaumen, nebst einer feinen Gewürznote. Am Gaumen gesellt sich eine sehr reife, aber nie überreife, Frucht dazu. Wiederkehrende kristalline Klarheit mit samtigen Tanninen und etwas Pfefferschärfe. Beeindruckende Frische und mit etwas Lebkuchen, helle Lakritze, Himbeere und Cranberry untermalt. Saftige Maulbeeren und etwas Creme de Cassis und Morelllenkirsche vereinen sich zu einem unwiderstehlichen Kirschsaft. Bringt viel Druck und Vibration mit sich. Ein aufregender Brunello Wein aus der Sangiovese Traube und die perfekteste Ausdrucksform aus Montalcino.
Pieve Santa Restituta
Mit seiner Energie könnte man ein ganzes Kraftwerk befeuern und wer von Barbaresco, Barolo, Cabernet sauvignon und Chardonnay spricht, kommt an Angelo Gaja nicht vorbei. Aber auch in der Toskana verfolgt er seine Vision von Weltklasse Weinen – namentlich mit Brunello di Montalcino von Pieve Santa Restituta und sensationelle Bordeaux-Cuvées aus der Maremma com Weingut Ca‘ Marcanda.
Angelo Gaja aus Barbaresco, heute der profilierteste Winzer Piemonts, geht, was Methoden, Rebsorten, Weinstil und Preise betrifft, unbeirrt seinen Weg. Neben Piero Antinori ist er auch der bekannteste Grandseigneur und zentrale Figur bei der Etablierung italienischer Weine in der internationalen Weltspitze. Angelo wurde 1940 in Alba, Italien, geboren und trat 1961 dem Familienunternehmen in Barbaresco bei. Heute produziert Angelo Gaja Weine wie Barbaresco und andere Alba Gewächse, darunter den Barolo Sperss, den Cabernet Sauvignon Darmagi, den Chardonnay Gaja & Rey und ein erstaunlich langlebiger Sauvignon blanc. Höchstes Lob ernten von jeher seine Einzellagen-Barbaresco, etwa der Sorì San Lorenzo, der Costa Russi sowie der enorm reife und füllige Sorì Tildin. Daher sorgte im Jahr 2000 seine Ankündigung, eben diese Weine zu Langhe Rosso DOC abzustufen, für Verwunderung. Er wolle die Aufmerksamkeit wieder auf seinen normalen Barbaresco lenken, begründete Angelo Gaja seine Entscheidung, räumte allerdings zugleich ein, dass er nach diesem Wechsel seine Crus mit Barbera in geringer Menge anreichern dürfe, falls ihm dies sinnvoll erschiene. Nach den DOC-Bestimmungen für Barbaresco ist das nicht, in den Langhe-Vorschriften jedoch sehr wohl zulässig.
Angelo Gaja in der Toskana
Der umtriebige Angelo Gaja, der zusammen mit seiner Frau Lucia und ihren drei Kindern Gaia, Giovanni und Rossana die Geschäfte führt, besitzt heute neben dem Stammhaus in Barbaresco (Piemont), das Brunello Weingut Pieve Santa Restituta in Montalcino und das Weingut Ca ‘Marcanda im Bolgheri Gebiet in der Toskana. Unberührt von den Kontroversen, die er auslöst, wird der dynamischste und innovativste Erzeuger Italiens nicht müde in seinem Bemühen um Topqualität – ob bei seinen eigenen Weinen oder denen Italiens generell.
Das kleine Winzerdorf Barbaresco sein monumentaler Turm, der Torre del Bricco.
Historischer Rückblick
Das Weingut Angelo Gaja kann seine Ursprünge auf das Jahr 1856 zurückverfolgen, als die Familie Gaja in ihrer Heimatstadt Barbaresco eine Taverne eröffnete und zum Essen eigene Weine servierte. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts lieferte das Gut Flaschenweine an die italienische Armee in Abessinien (ehemalige Monarchie in Ostafrika auf dem Gebiet der heutigen Staaten Äthiopien und Eritrea), eine damals in den Langhe-Bergen höchst ungewöhnliche Angelegenheit, denn hier setzte sich die eigene Abfüllung von Flaschenwein erst in den 1960er-Jahren verbreitet durch. Eine bedeutende Stellung errang das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Leitung von Giovanni Gaja, der eine ganze Reihe Weinberge im heutigen DOCG-Bereich Barbaresco erwarb. Auf diese Weise wurde nicht nur die Anbaufläche des Guts auf 81 ha gebracht (sodass sich alle übrigen Güter in Barbaresco daneben recht bescheiden ausnehmen), sondern ihm vor allem auch ein hoher Anteil an guten Lagen gesichert.
Angelo Gaja und seine Tochter Gaia leben ihre Weinphilosophie heute mit großer Entspanntheit.
Gaja & Rey
Starken Einfluss auf das Verhalten des Hauses hatte auch Clotilda Rey, die Mutter von Giovanni Gaja. Aufgrund ihrer Ausbildung, die sie in Chambéry in Savoyen erhalten hatte, hielt sie unbeirrbar daran fest, eine ausgewählte Klientel durch hohe Qualität an das Haus zu binden und durch hohe Preise zu gewährleisten, dass die Grundeinstellung des Hauses in einer Form zum Ausdruck kam, die dem Prestige der Weine nutzte. Weltweite Anerkennung fanden dann die Weine des Guts unter Giovannis Sohn Angelo Gaja, der gegen Ende der 1960er-Jahre die Leitung übernahm. Er absolvierte seine Ausbildung an der Weinbaufachschule in Alba und in Montpellier, bereiste alle Weinbaugebiete der Welt und förderte das Ansehen seiner Heimatregion und ihrer Weine durch seine charismatische Persönlichkeit und seinen unermüdlichen Einsatz. Dem traditionell wuchtigen und robusten piemontesischen Rotwein verlieh er eine neue internationale Perspektive und bisher ungewohnte Eleganz, indem er dem Barbaresco und dem Barbera einen sorgfältigen Ausbau in kleinen Fässern angedeihen ließ und internationale Rebsorten – Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Sauvignon Blanc in die Weinberge von Piemont einführte.
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– Piero Sini –