PIERO SINI ÜBER:
Escherndorf Am Lumpen 1655 Silvaner Grosses Gewächs 2022
Der Grand Cru Am Lumpen 1655 stellt das Filetstück des Weinbergs Escherndorfer Lump dar. Der südwärts gerichtete, außergewöhnlich steile Weinbergshang, der eine Neigung von 60 Prozent aufweist, befindet sich in einer geschützten Position innerhalb des weit geöffneten Lumps-Amphitheaters, das zum ausgedehnten Maintal hin orientiert ist. Diese Lage profitiert im Winter von einem Schutz gegen die kühlen Nordwinde und sammelt im Sommer effizient Wärme sowie Licht. Zusätzlich wirkt der Main als Reflektor, der verstärktes Licht in die Weinberge leitet. Vorwiegend ist der Boden aus Muschelkalk zusammengesetzt. Die Bezeichnung „Am Lumpen”” taucht erstmals 1655 in einer Besitz- und Regelwerksbeschreibung auf. Das Grosse Gewächs von Horst Sauer vergärt und reift traditionell in Edelstahltanks und profitiert von einem langen Verweilen auf der Hefe. Es wird gelegentlich gerührt, um ihm eine stärkere reduktive Kraft zu verleihen.
Im Duft entfaltet der Escherndorf am Lumpen 1655 Silvaner Grosses Gewächs Noten von weißen Blüten, darunter Holunder, sowie Aromen von Majoran und hellen Früchten. Geschmacklich offenbart es eine buddha-gleiche Stille, bemerkenswerte Tiefgründigkeit und einen reichen Extrakt, der durch seine markanten mineralischen Akzente einen – wie Sandra Sauer es formulieren würde – „ganz großen Sylvanercharakter“ offenbart. Dieser Horst Sauer Wein verkörpert einen klaren Cool Climate Ausdruck, ist kräuterlastig, mit einer herben Saftigkeit, Würze, Schärfe und einer festen Struktur, leicht wild. Er ist fernab jeglicher Üppigkeit oder Exotik. Die Silvaner Weine reifen bis zum Sommer auf der Feinhefe und demonstrieren zur Füllung ihre ganze Raffinesse, die zeigt, dass sie durchaus im Konzert der großen Weine der Welt mitspielen können. Dieser Wein strahlt förmlich in alle Richtungen aus und wird mit dem Abklingen immer feiner und zierlicher. Eine filigran gezeichnete Zitrusnote durchzieht ihn und verleiht ihm eine Brillanz, die für Silvaner eher atypisch ist. Der Wein überrascht taktil mit einer Mischung aus cremiger Glätte und einer fast elektrisierenden Mineralität, die sich bis in die feinsten Verzweigungen des ausgedehnten, lang anhaltenden Finales erstreckt. Trotzdem dominiert der Eindruck vollkommener Harmonie und Gelassenheit. Diese Reinheit ist einfach wunderbar. Fein und dennoch dicht und vollmundig. Ein sehr kompletter Silvaner in einer wilderen, robusteren Interpretation. Beeindruckend und großartig.
